User Experience first – von digitaler Barrierefreiheit profitieren alle

Tallence baut digitale Barrieren ab

Highlights, Tech // Eva-Maria Cromm // Oct 17, 2023

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Carina Wolters

  • Product Manager

Die Grundidee ist so simpel wie essenziell: Das World Wide Web ist weltweit, übergreifend, teilend, verbindend. An die Vielzahl von Möglichkeiten knüpft sich eine Vielzahl an Verantwortungen - unter anderem, all diese Optionen auch allen Nutzenden zugänglich zu machen und möglichst niemanden auszuschließen. Körperliche Einschränkungen, Sprache, Alter, Herkunft, soziale Hintergründe oder individuelle technische Möglichkeiten sollten keine Rolle spielen. Sie tun es aber doch oft, und stellen für viel zu viele Menschen unüberwindbare Barrieren dar.

Allein bei uns in Deutschland, ist das Thema Digitale Barrierefreiheit für über 50% der Bevölkerung von Bedeutung. Neben 7,8 Millionen schwerbehinderten Menschen (laut Statistischem Bundesamt 2021) haben auch immer mehr Menschen altersbedingt mit Einschränkungen zu kämpfen. Seit 2022 sind 45% der deutschen Bevölkerung 50 Jahre alt oder älter und zählen zu einer wachsenden Bevölkerungsgruppe - Generation Lesebrille und wohl eher nicht Generation Digital Native. Ebenso klicken sich Nicht-Muttersprachler mühsamer und mit höherem Zeitaufwand durchs Web.

Wer erstmal einsteigt in die Thematik, merkt schnell, wie weitreichend das Feld der Betroffenen ist. Zum Glück ist Digitale Barrierefreiheit kein unendlich komplexes Thema, das sich nur tief im Code lösen lässt. So leicht sich verstehen lässt, wie wichtig es für die digitale Teilhabe im Netz ist, so leicht kann man auch anfangen, mit kleinesten Mitteln an den entscheidenden Punkten anzusetzen, um die Herausforderung anzugehen.

Was, zum Beispiel, wenn blinden oder sehbehinderten Menschen am Bildschirm keine verständliche Beschreibung von Bildern angeboten wird? Die Funktion und Reichweite eines Alt-Textes (bildbeschreibender Alternativtext) wird regelmäßig unterschätzt und der automatisch generierte Alt-Text entspricht oft genug einfach nur dem Dateinamen des hochgeladenen Bildes. Betitelt mit „IMG3547_bearbeitet“ bleibt es für die Betroffenen jedoch ohne jede Aussage. Gerade in Zeiten, da Bildcontent weit besser als reiner Text performt, sind Alt-Texte essentiell für die Accessibility. Über den Sinn von Videos oder Soundfunktionen ohne Audiodeskription für Menschen mit eingeschränktem Gehör brauchen wir nicht zu sprechen.

Aber es reicht auch bereits eine temporäre oder situative Einschränkung, wie z.B. eine eingegipste Hand, eine vergessene Bildschirmbrille, eine ohrenbetäubend laute Baustelle nebenan oder ein Kind auf dem Arm. Situationen, die uns allen begegnen können und oft nicht vorhersehbar sind. In diesen Momenten hilft eine klar strukturierte, gut leserliche, einfach bedienbare, zuverlässig funktionierende Website jedem Nutzenden.

Digitale Barriefreiheit hilft allen - kostenfreien QuickCheck anfordern
Verschiedene Kontrastdarstellungen anhand eines Schalters, wovon die ersten zwei nicht den Standard erfüllen.
Gründe für die Umsetzung von digitaler Barrierefreiheit: Relaunch, SEO, neues CRM, neue App oder ein inklusives Webangebot

Barrierefreie Seiten performen besser

Grundsätzlich profitieren also nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen von einer durchdachten, übersichtlichen und verständlich aufgebauten Webseite, die das Nutzererlebnis signifikant unterstützen kann. Wer will von der Hand weisen, dass eine schlüssige Symbolik und klar gehaltene Sprache helfen beim Zurechtfinden in jeder App oder auf jeder Website. Und auch außerhalb von WLAN-Verbindungen hilft eine optimierte Seite dabei, Datenvolumen zu schonen, wenn wir zuverlässig Text als Alternative zum hochauflösenden Video angeboten bekommen.

Barrierefreiheit betrifft Frontend und Backend gleichermaßen. Im Hinblick auf die Seitenstruktur sind unter anderem SEO-Aspekte von Bedeutung, denn Accessibility wird von Suchmaschinen belohnt und barrierefreie Seiten werden besser gerankt. Warum? Je besser lesbar die Informationen aufgebaut und strukturiert sind, desto besser versteht und interpretiert die Suchmaschine die Inhalte einer Seite. In der Regel ist auch die Verweildauer auf barrierefreien Seiten länger. In der Folge ist es nur logisch, dass barrierefreie Seiten auch mehr Traffic erhalten und entsprechend nachvollziehbar mehr Leads generiert werden können. (12% mehr Traffic im Durchschnitt für barrierefreie Seiten: Quelle: https://www.accessibilitycheck...)

Wenn schon, denn schon - von Anfang an ganzheitlich gedacht

Um nach viel Theorie auch ins Handeln zu kommen: Wann immer ein Unternehmen sich den verschiedenen bisher gelernten Themen rund um seine Website widmet, also von Gestaltung und Struktur bis zur Auffindbarkeit über Suchmaschinen – Barrierefreiheit kann und sollte immer unmittelbar mitgedacht werden.

„Ob Anpassung von SEO-Maßnahmen, die Einführung eines neuen Content-Management-Systems oder ein gesamter Relaunch, unsere Kund*innen möchten Prozesse schlank halten und Synergien nutzen“, erklärt Tallence Produktmanagerin Carina Wolters. “Ganzheitliche Beratung steht daher für uns bei Tallence immer im Fokus. So liegt es zum Beispiel auf der Hand, bei einem Website-Relaunch mit gestalterischen oder strukturellen Änderungen gleichzeitig die Umstellung auf eine barrierefreie Gestaltung auf Website und App mitumzusetzen. Das ist unsere Auffassung von professioneller Herangehensweise und spart Zeit und Kosten für unsere Kund*innen.“

Vergleich der Umsetzung von Barrierefreiheit

Barrierefreiheit am Beispiel Telekom Account Manger

Ein eigenes Beispiel eines erfolgreich umgesetzten Projekts dieser Art ist das Kundenportal der Telekom, der sogenannte „Telekom Account Manager“. Viele Kund*innen nutzen täglich den Account Manager zum Login und für die Verwaltung ihrer Daten, die Spitzenlast liegt bei bis zu 2.000 Nutzer pro Stunde. Natürlich ist es der Anspruch, eine ansprechende, intuitiv und schnell bedienbare Seite für alle Nutzer*innen bereitzustellen.

Seit 2022 ist der Account Manager barrierefrei zu bedienen. Im Rahmen einer allgemeineren großen Weiterentwicklung der Plattform hat die Tallence zusammen mit dem Telekom-Designteam das Layout und Seitenverhalten des Kundenportals gemeinsam neu entwickelt. Entstanden ist eine Anwendung mit neuem User Interface und stark optimierter User Experience. Und dazu zählt als ein elementarer Bestandteil auch die nun barrierefreie Anwendbarkeit, die als ein zentrales Element direkt von Beginn an mitgedacht worden ist - aus den oben beschriebenen Synergiegründen und aufgrund technischer Anforderungen. Denn viele Details wurden prozessbegleitend implementiert, um nicht bei späterer Berücksichtigung unnötig höheren Aufwand zu verursachen.

Tests und Abnahme aller Features der barrierefreien Anwendung erfolgten durch Betroffene, das heißt, sie wurden von Menschen mit Einschränkungen vorgenommen, so dass die Identifikation von Hürden aus authentischer Perspektive erfolgt ist und eine wirkliche Verbesserung der Benutzererfahrung erreicht werden konnte. Damit sind Telekomkund*innen mit Einschränkungen jetzt in der Lage, das Kundenportal eigenständig, ohne Service-Hotline, zu nutzen. Und ganz nebenbei werden auch die gesetzlichen Vorgaben erfüllt.

„Ein großer Erfolg“, resümiert Dániel Sulyok, Tallence Software Developer. „Insbesondere das positive Feedback aus den entwicklungsbegleitenden Nutzertests hat gezeigt, dass unsere Konzepte in der Praxis sehr gut greifen.“

Für die Umsetzung einer barrierefreien Anwendbarkeit ist der Telekom Account Managers in vielerlei Hinsicht beispielhaft. Nicht nur in Hinblick auf die Ermöglichung der digitale Teilhabe aller Telekom Kund*innen. Sondern auch in Hinblick auf den gut gewählten Zeitpunkt der Weiterentwicklung. So bietet die Telekom ihren Kund*innen nun bereits zwei Jahre vor Inkrafttreten des Gesetzes ein barrierefreies Onlineangebot und profitiert von einer insgesamt deutlich verbesserten User Experience.

Grundsätze digitaler Barrierefreiheit

Per Definition nach §4 BGG sind Websites barrierefrei, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe, auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Verfügbarkeit einer einfach bedienbaren Benutzeroberfläche und Navigation, verständlicher, gut lesbarer Content, schlüssig wahrnehmbare Symbolik und ein robuster Seitenaufbau in Bezug auf die technische Gestaltung sind Grundsätze, die den Unterschied ausmachen können, damit Einschränkungen beim Sehen, Hören oder Verarbeiten von Informationen keine negativen Auswirkungen darauf haben, wie und in welchem Umfang wir das Web nutzen können.

Gesetzlicher Rahmen

Galten die Anforderungen an Barrierefreiheit lange Zeit nur für den öffentlichen Sektor, gibt es inzwischen mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) Verpflichtung auch für Wirtschaftsunternehmen, nach dem 28. Juni 2025 Produkte mit digitalen Schnittstellen bzw. Benutzungsoberflächen sowie digitale Dienstleistungen und Services barrierefrei anzubieten. Die rechtliche Grundlage dabei sind die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Sie regeln die technischen Anforderungen an die Gestaltung von Webseiten unter Berücksichtigung von Konformitätsbedingungen und Erfolgskriterien.

Um einen Kompromiss zwischen optimaler Barrierefreiheit und umsetzbaren Anforderungen zu schaffen, wurde als Mindestanforderung an Unternehmen zur Einhaltung digitaler Barrierefreiheit das AA-Level gesetzlich verankert. Laut mittlerem AA-Level ist die Erfüllung von 50 Erfolgskriterien angesetzt. Anforderungen sind unter anderem der Einsatz von Text-Alternativen wie Icons, eine änderbare Textgröße oder auch der Verzicht auf zeitliche Einschränkungen bei Eingaben.

Wir lieben komplexe Aufgaben

„Es ist nicht damit getan, ein bisschen an Farbe und Kontrast zu drehen“, erklärt Dániel. „Die barrierefreie Gestaltung einer Website entblättert je nach Kundenanforderung eine Palette an Aufgaben und Umsetzungsmöglichkeiten. Das bedarf Expert*innen Expertise. Wichtig ist, die zentralen Tasks gemeinsam mit den Kund*innen individuell zu ermitteln und Prozesse daraufhin klar zu strukturieren. Dann klappt`s mit der Barrierefreiheit.“, schmunzelt der erfahrene Software Developer.

Wenn Sie sich fragen, wie barrierefrei Ihr Onlineangebot eigentlich schon ist oder welche Maßnahmen die Performance Ihrer Seite weiter verbessern können, sprechen Sie uns an. Unsere Expert*innen unterstützen Sie bei allen Aufgabenstellungen rund um dieses zentrale Thema. Tauscen Sie sich mit uns aus, lassen Sie uns über die Möglichkeiten sprechen, wie wir Sie unterstützen können. Ganz individuell und zielorientiert. Vom ersten Audit bis zur Umsetzung und langfristigen Begleitung. Der Zeitpunkt, Verantwortung zu übernehmen ist immer jetzt.

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